Zum 10. Mai
Stefan von Dobrzynski wurde 1928 in Berlin geboren, lebte einige Jahre mit der Familie in Buenos Aires, die dann nach Dresden zog, wo er ab dem 9. Lebensjahr Klavierunterricht erhielt. Mit 12 Jahren kam die Konzertflöte dazu, mit der er an den Hausmusikabenden im Elternhaus teilnahm. Mit 16 Jahren wurde er eingezogen, hatte aber das Glück, nach kurzer Gefangenschaft heil aus dem Krieg heimzukehren. Während der folgenden Jahre am Gymnasium in Dresden - nunmehr zur "Ostzone" gehörig - hörte er im Radio zum ersten Mal Jazz. Die Musik zog ihn unwiderstehlich an ließ ihn bis heute nicht mehr los. Seine ersten Höreindrücke - über den AFN - waren Charlie Parker und Dizzy Gillespie mit ihren Gruppen. Er besorgte sich heimlich eine Klarinette, auf der er wie besessen übte und dabei zum Leidwesen seines Vaters die klassische Musik vernachlässigte. Er studierte Klarinette in Dresden und Berlin, wo er vom Studium ausgeschlossen wurde, als sein Professor erfuhr, daß er in Berliner Lokalen mit Jazzgruppen zusammenspielte. Seine Familie war inzwischen nach Kiel gezogen, wo Stefan für einige Jahre einer kaufmännischen Tätigkeit in dem von seinem Vater geleiteten Unternehmen nachging. Daneben widmete er sich verstärkt - und nun nicht mehr heimlich - der Musik, die sein ganzes weiteres Leben bestimmte. In Kiel gründete er 1953 mit Amateuren ein Quartett, in dem moderner Swing gespielt wurde. Die Anregungen kamen nicht nur von den amerikanischen Vorbildern, sondern auch von der sehr lebendigen skandinavischen Jazz-Szene, deren Entwicklung nicht durch den 2. Weltkrieg unterbrochen worden war. Allgemein stand die Bevölkerung der skandinavischen Länder schon damals dem Jazz viel aufgeschlossener gegenüber als das deutsche Publikum. Der schwedische Klarinettist Putte Wickmann gehört noch heute zu den Musikern, die Stefan verehrt. Er blieb jedoch nicht bei der Klarinette, es kamen das Tenor- und das Alt-Saxophon dazu, und natürlich blieb er auch der Konzertflöte treu. Bis heute kann er sich nicht so recht entscheiden, bei welchem dieser Instrumente er seinen Schwerpunkt setzen soll.
Seine intensive Beschäftigung mit der Musik und sein hohes Niveau führten im Jahr 1956 folgerichtig zu der Entscheidung, Berufsmusiker zu werden. Keine leichte Entscheidung, denn in jenen Jahren bedeutete das 8 Stunden pro Nacht 6 Tage pro Woche spielen (wie z. B. im Hamburger "Barett"). Daher ist es verständlich, daß Stefan die attraktiven Angebote der Big Bands von Werner Müller (WDR in Köln), Max Greger in München und Dr. Roland Kovac bzw. Paul Kuhn (SFB in Berlin) nicht ablehnte und bis 1972 in diesen Bands spielte. Jedoch brachten diese Jahre nicht die erhoffte musikalische Erfüllung, und Stefan nahm das Wagnis auf sich, als freistehender Jazz-Musiker in einem Land zu existieren, in dem Jazz nicht besonders gut zu "verkaufen" ist. Seit 1976 lebt er wieder in seiner zweiten Heimat Kiel und hatte es nicht weit nach Hamburg, wo er am NDR als Gastsolist zahlreiche Engagements hatte. Seine Mitwirkung in der Gruppe "Swing Revival" mit Wolfgang Schlüter zwingt ihn immer wieder, intensiv Klarinette zu üben, obwohl er sich lieber auf das Altsaxophon beschränken möchte. Selbst dieser Neigung kann er nicht ungestört nachgehen, denn immer wieder wird er aufgefordert, zu seinen Auftritten das Tenorsaxophon mitzubringen. Denn wer kann heute noch im Stil von Stan Getz spielen? Mit Hilfe der Computertechnik erfüllt er sich einen Traum: er schreibt Arrangements für Big Bands. In den Jahren als aktiver Musiker hatte er dazu nur selten Gelegenheit, insgesamt gibt es nur ca. 20 Arrangements von ihm für die Bands, mit denen er gespielt hat. Er lässt es sich nicht nehmen, in der Saxophongruppe einiger Amateur-Bands mitzuspielen, wo er die jungen Musiker an seiner reichen Erfahrung teilhaben lässt. Und obwohl der Altersunterschied erheblich ist, erwartet er keine Ehrfurcht vor seinem Alter, sondern nur Respekt vor seinem Können, und freut sich, wenn er ihn spürt. Auf diesem Wege möchten die Flensburger Jazzfreunde, Musiker und Bekannte
|
|||||
Stefan von Dobrzynski tritt regelmäßig auf und begeistert seine Fangemeinde.
Die nachfolgenden Bilder stammen vom Auftritt am 23. Januar im Flensborghus: "Wolfgang Schlüter's Swing Revival" |
|||||
|
|||||
|
|||||
|