Hans-Helmut Jöhnk erinnert sich:

Erich "Iller" Schulz - ein schleswig-holsteinischer Jazzmusiker der ersten Stunde

Am 1. September 1955 begegnete ich dem Posaunisten Erich "Iller" Schulz zum ersten Mal. Damals präsentierte der Jazzclub Kiel in einem Konzert auf der Freilichtbühne Düsternbrook vier Kieler Jazzgruppen, darunter die Jazzing Babies Band, der Schulz damals angehörte. "Iller" Schulz erinnerte sich an die Anfangszeit dieser Band: "Im Winter haben wir bei Schnee und Eis in der Gartenlaube Musik gemacht. Irgendwann flogen wir aber raus." Schulz erzählte, dass es in dieser Gaardener Laube immer wieder Probleme mit dem Kanonenofen gegeben habe. Zeitweilig sei der Raum so verräuchert gewesen, dass man im Freien weiterüben musste und das im Winter bei Minusgraden.

Die Jazzing Babies waren die älteste Dixielandband der Fördestadt. Sie hatte eine nur kurze Lebensdauer und einige ihrer Mitglieder, unter ihnen "Iller" Schulz und der Bassist Horst Hölge, gründeten bald darauf mit Musikern wie Norbert Peise und Günther Oldhaber die Storyville Jazzband. Diese Gruppe konnte man in Lokalen wie dem Friesenhof in Gaarden und bei Jens Jensen in Dietrichsdorf hören. Günther Oldhaber: "Der Stil der Band war ausgesprochen archaisch. Es wurde völlig ohne Arrangements gespielt und die Breaks kamen unabgesprochen aus dem Gefühl heraus. Der einzige, der etwas von Harmonielehre verstand, war Norbert "Shy" Peise. Alle anderen spielten autodidakt." Der Kieler Jazzfan Horst Ihwe erinnert sich: "Schulz erlernte das Posaunenspiel bei der Kieler Heilsarmee. Er stand mit deren Kapelle auf der Holstenstraße und spielte Choräle."

Seinerzeit, es war wohl 1955, erhielten Erich "Iller" Schulz und der Klarinettist der Jazzing Babies Band, Hans-Günther Schulz, vom Jazzclub Kiel den Auftrag, nach Frankfurt zu reisen, um dort bei der Deutschen Jazz-Föderation (DJF), den Aufnahmeantrag des Kieler Clubs in die DJF zu überbringen. Hans-Günter Schulz erinnert sich: "Wir wohnten im Hotel von Horst Lippmann und hörten schon zum Frühstück Musik von Ellington."

1958 gab es wieder eine Bandgründung in Kiel. Die noch heute existierende Savoy Dixieland Jazzband trat an die Öffentlichkeit. Schon bald darauf traten in der Gruppe Meinungsverschiedenheiten auf und Trompeter Theo Böhner, Klarinettist Fritz Köpcke und Banjospieler Horst Linke entschlossen sich, eine neue Band ins Leben zu rufen, die Louisiana Jazzmen. Zu ihnen stießen 1959 noch der Schlagzeuger Gerd Hausotto und als Posaunist "Iller Schulz".

Wie so viele Gruppen der damaligen Zeit, hatten auch die Louisiana Jazzmen keine Zukunft und 1961 schloss sich "Iller" Schulz den Flensburger Rainy City Stompers an.

Später wurde Schulz Teil der Hamburger Oldtime Szene, als er in den 60er Jahren Mitglied der dortigen Speakeasy Blue Blowers und dann von Michael Gregors Revival Jazzband wurde.

Zum letzten Mal erlebte ich "Iller" Schulz am 10. November 1992 im Schützenhaus in Kiel-Kopperpahl. Dorthin hatte Sven Jenssen die Kieler Jazzszene der 50er Jahre zu einem großen Wiedersehenstreffen eingeladen. An den Sessions, die an jenem Abend über die Bühne gingen, nahm auch Schulz teil.

Erich "Iller" Schulz verstarb 1994. Michael Gregor schrieb: "Erich "Iller" Schulz verlieh unserer Band lange Jahre mit seiner rustikalen Posaunenstimme eine wichtige Farbe. Er ist leider verstorben; seine warmherzige Persönlichkeit bleibt in Erinnerung."

Seine Musik ist auf der Platte "Echoes of New Orleans" dokumentiert, die Schulz Anfang der 70er Jahre mit der Revival Jazzband aufgenommen hat

Hans-Helmut Jöhnk

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Zusammenstellung: Klaus Lorenzen